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Kaum etwas hasste ich mehr, als mich klein zu fühlen. Wie du so groß vor mir aufragtest, brauchte ich nicht einmal dem Impuls der Wolfsseele nachzugeben, mich unterwürfig zu ducken, um mich unterlegen zu fühlen. Stattdessen blieb ich stehen und schwankte zwischen Aussichtslosigkeit und Trotz, als du mir mit knappen und sehr zutreffenden Worten meine Situationen darlegtest. Ehrgeiz hatte mich nie wirklich ergriffen, aber ich hatte mich auch nie kleiner machen lassen, als ich war. Diese Rangordnung war Fluch und Segen zugleich. Seit einem Mondlauf musste ich mir keine Gedanken mehr darum machen, was ich tun sollte und musste - einfach weil es mir gesagt wurde. Aber ich mochte es nicht, dauerhaft Befehle zu erhalten. Noch mehr als den Rang der Omega fürchtete ich aber eine Auswahl bei der Vollmondzeremonie. Ich war mir nicht sicher in welchem Rang das wahrscheinlicher war, aber als Omega sollte ich nie wieder aufsteigen, um nicht das gleiche Geschenk zu erhalten, das Snow bereitet worden war. Geschenk Kurz strich die abfällige Wertung dieses Gedankens auch über meine Miene, die sich aber schmerzhaft verzog, als du meine Schuld laut aussprachst. Es war mir egal, ob ich den Plan ruinierte oder nicht, aber ich hatte mein Handeln nicht durchdacht. Weder die Gefahr der Wolfsseele beachtet, was den Mann letztendlich das Leben gekostet hatte, noch bedacht, was er getan hätte, hätte er überlebt. Vielleicht wären die Wölfe aus dem Wald getrieben und erschossen worden? All die anderen Jugendlichen? Dieser Gedanke kam mir erst jetzt und mir entfuhr ein Winseln des tiefen Gefühls, versagt zu haben, was ich augenblicklich unterband und erneut meine Schultern straffte. Dein belehrender Tonfall machte mich wütend, doch es war meine Schuld und nichts Heath, die mich zum Einlenken brachten. Der schwarze Wolf war mir nicht geheuer, aber ich hatte nie eine Auseinandersetzung gefürchtet. "Du hast recht." Erwiderte ich tonlos. "Der Mann starb durch meine Unüberlegtheit."

Mit einer gewissen Genugtuung verfolgte ich das Minenspiel, das nahezu überdeutlich auf deinem Gesicht zu erkennen war, und welches auch deine Körpersprache andeutete. Ich sah deine Unterwürfigkeit, auch wenn du scheinbar versuchtest, sie zu verbergen, und es törnte mich beinahe an dich so klein vor mir zu sehen. Mein Nackenfell prickelte.
In deinem Blick konnte ich Unsicherheit, Zweifel und dein stärker werdendes schlechtes Gewissen ablesen, auch wenn zwischendurch ebenfalls Spuren von Trotz, einer gewissen Wut und einer Verachtung, die ich noch nicht zuordnen konnte, aufblitzen.
All das war so klar in deinem Blick zu erkennen, als würde ich in einem offenen Buch lesen. Hab schon lange keins mehr in der Hand gehabt, scheinbar muss das hier als Ersatz dienen, dachte ich mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. Geduldig wartete ich, bis du schließlich die Worte der Erkenntnis aussprachst. Du hast recht. Das waren so ziemlich die Worte, die ich am liebsten aus dem Mund anderer hörte, und wie immer genoss ich sie in vollen Zügen.
,,Na geht doch", meinte ich mit gutmütigem Tonfall. ,,Ich bin sicher, du wirst diesen Fehler nun nicht nochmal begehen, tröste dich damit. Oder deine Wolfsseele lässt es einfach gar nicht mehr zu, dass du überhaupt in diese Richtung denkst." Als würde ich intensiv darüber nachdenken wiegte ich den Kopf, doch dann ließ ich den grübelnden Ausdruck einfach fallen. Genug gespielt.
,,Was willst du jetzt tun?" fragte ich nun stattdessen ruhig.

Dein amüsierter Blick irritierte mich in meiner Wut und meiner Enttäuschung und ließ einmal mehr das Blut in meinen Adern kochen. Auch der gutmütige beinahe gönnerhafte Ton in deinen nächsten Worten half dabei nicht besonders und mir entfuhr ein Schnauben. 'Na geht doch' Auf eine gewisse Art und Weise brannte sich diese Antwort genauso in mein Gedächtnis, wie das Bild des Bauern zuvor. Dennoch stand ich zu meinen Worten - es war meine Schuld gewesen. Gerade wollte ich erwidern, dass die Kontrolle meiner Wolfsseele nicht so stark war, als sich deine Stimme erneut veränderte und mich deine ruhig gestellte Frage traf. Ich wusste es nicht. Was will ich tun? Ist die Frage nicht eher... "Was willst du tun?" Mein Kopf erhoben aber nicht erhaben sah ich dich beinahe herausfordernd an.

(So... Ich wollte dir nur kurz eine "Kleinigkeit" verraten: Und zwar hat die liebe June heute Geburtstag. Da wir uns ja doch eine zeitlang zu dritt unterhalten haben, dachte ich mir, sage ich dir das mal. Auf keinen Fall als Aufforderung - nur als Info, die ich dir nicht vorenthalten will, weil sie ja so verrückt nach Schreiben ist, dass sie sogar an ihrem Geburtstag vorbeischaut ^^. Falls du das irgendwie blöd und/oder unpassend findest, editiere ich meine Nachricht sofort ^^)

(Vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast - ich habe ihr noch ganz pünktlich gratuliert und sie hat sich darüber gefreut, also, Mission erfüllt :3
Und warum sollte ich das als blöd/unpassend empfinden? Es ist doch schön, über sowas Bescheid zu wissen ^^)

Ein gewissermaßen anerkennendes Blitzen funkelte kurz in meinem Blick auf, als du auf meine Frage hin inne hieltst, und ich konnte bereits erahnen, was du möglicherweise dachtest. Die nun folgende Gegenfrage war dann tatsächlich genau, worauf ich gewartet hatte.
,,Das ist wohl, um was es hier wohl eigentlich geht, nicht wahr?" ging ich darauf ein und sah dich aus meinen gelben Augen heraus mit stechendem Blick an. ,,Ich bin Mitglied der Garde und es wäre wohl meine Pflicht, Bericht zu erstatten... Jedoch gehe ich doch mal davon aus, dass dieser Vorfall ein einmaliger war. Und ich bin kein Unmensch, ich will keinen hier die komplette Karriere zerstören. Also... Könnten wir es vielleicht anders regeln."
Meine Aussage war eine komplette Lüge, zumindest die, dass ich kein Unmensch war. Oder zumindest scherte es mich kein bisschen, wenn ich anderen schadete, teilweise machte es mir sogar Spaß.

Wenig überrascht über die Enthüllung deines Ranges, seit ich mich selbst erinnert hatte, hörte ich umso angespannter zu, als du erzähltest, was du tun wolltest. Keinen Bericht erstatten? "Karriere machen"? Warum sollte er mich auch noch dazu anspornen, zu einer Konkurrentin zu werden? Obwohl die Antwort auf die Frage, was du mit "anders regeln" meintest, mich brennend interessierte und ich sie zugleich auch fürchtete, überging ich diese Punkt zunächst. "Warum?" Die Enttäuschung, Wut und Verzweiflung waren wie weggewischt. Statt Schuldgefühlen sprachen nun nur noch sachliches Interesse und Überlegtheit aus meiner Stimme. Wie immer, wenn mein Verstand arbeitete und es eine Frage zu beantworten, ein Rätsel zu lösen galt. Unterbrochen wurde ich nur von gelegentlichen Emotionsausbrüchen und unter großem Druck, während ich den Rest der Zeit hinterfragte. Der Wolf vor mir war eines dieser Rätsel.


(Juhu! Das freut mich sehr ^^
Ja, das sehe ich auch so. Es hätte trotzdem als aufdringlich empfunden werde können - so als Aufforderung/Einmischung. Aber ich persönlich finde es auch immer gut, sowas gesagt zu bekommen ^^ Apropos... Muss ich mich darauf einstellen, in nächster Zeit dir zu gratulieren? XD Nicht, dass du auch so verrückt bist wie June und an deinem Geburtstag hierherumrennst, aber niemand Bescheid weiß!)